Bundesweite Termine

05.01.2021
Grußwort

Steter Mahner für die Olympischen Kernwerte

05.01.2021
DOG

70 Jahre Deutsche Olympische Gesellschaft

17.11.2020
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Ehrung des Turngaus Zollern-Schalksburg

06.11.2020
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Mitgliederversammlung: DOG-Präsidium mit bekannten und neuen Namen

05.11.2020
Nachruf

Ehrenmitglied Hubert Hey verstorben

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Hermann Engelhard: Presseartikel zum Endlauf über 800 Meter

Olympiastadion Amsterdam 1928
Auslosen der Startpositionen
Start zum 800 Meter Lauf

Presseartikel

Quelle: Berliner Tageblatt, Fred Hildebrand; 

„Aber bisweilen tippt man blindlings den Richtigen, auf den noch lange nicht alle Fachmänner tippten. Wie war das beim Finale der 800 Meter? Ach, für wen soll man denn, wenn schon einer von uns im Felde ist, für wen denn anders soll man auf den Sitz klettern und brüllen, als für diesen, nur für diesen. Und er hieß Engelhard. Und ich weiß genau, dass jenes heiße und starke Gefühl, dass einem in Amsterdam immer wieder packte, wenn ein Deutscher mit im Treffen war, von einer unverfälschten und kerzengeraden Kraft war, die durch das ganze Stadion zog, und es ist keine Selbsttäuschung oder Überheblichkeit dabei, wenn man fand, dass sich dieser Kraft das Ausland nicht entziehen konnte. Es war etwas Ungreifbares und es war kaum mit Worten zu fassen, es ging um auf allen Tribünen und einige werden sich klar darüber gewesen sein, wo der Grund zu dieser Ergriffenheit lag. Er lag nicht nur in der groben Tatsache, dass ein Landsmann mit im Kampfe stand. Sondern in dem Bewusstsein, dass dieser Landsmann zu dem tapferen Häufchen gehörte, welches nicht gehegt, gehätschelt und verwöhnt und umgeben mit all den denkbaren Erleichterungen und Bequemlichkeiten wie die anderen nach Holland gefahren kam. Die Amerikaner, bei denen der Sport seit vielen Generationen Liebling des Volkes ist, diese unbekümmerten, unbelasteten, heiteren Jungens, man hatte sie auf ein besonderes Schiff verfrachtet, unendliches Geld stand ihnen zur Verfügung, sie konnten sich alles und jedes gönnen, sie kamen aus einem unbekümmerten, reichen Land und unzählige stimmkräftige Gruppen auf allen Tribünen sangen ihnen Hymnen. Die Deutschen aber, zum ersten Male wieder zugelassen zu diesem Wettstreite, bisher ausgeschaltet und auf sich angewiesen, diese jungen Frauen und Männer kamen aus einem bekümmerten, belasteten und ernsten Lande; ihnen stand nicht viel mehr zur Verfügung als die freie Reise und der freie Aufenthalt; aus der Abgeschlossenheit wurden sie ohne Übergang beinahe vor die Elite der ganzen Welt gestellt.

Für wen anders soll man also mitten unter Amerikanern, Engländern, Holländern, Franzosen, Schweden und Finnen toben, als für diesen, zu dem man gehört?

In den 800 Metern hieß er Engelhard.

Ach, er schoss nicht gerade an die Spitze, als sie davon preschten, er war mitten irgendwo hinten im Rudel, und dann ist er ganz hinten; aber was anderes soll  man brüllen, als unentwegt: Engelhard, Engelhard, Engelhard! Und so viele deutsche Zungen rufen diesen Namen und so viele Herzen schlagen in diesen Augenblicken für ihn, dass eigentlich nichts anderes geschehen kann, als dass ihn die heiße Strömung, aus dem ganzen Stadion, von überall her, mit einem Male erfassen und das Wunder geschehen muss. Die schnellsten Läufer der Welt, die größten Namen rasen vor ihm her in der Spitzengruppe, da sieht man ihn in einem einzigen Anlauf kurz vor dem Ziele, wie plötzlich durchfiebert von einer unwiderstehlichen Kraft, vorpreschen, als Dritter schnellt er, Dritter unter den besten Dreien der Welt, durch das Band.

Es lässt sich schwer beschreiben, was nun geschah; niemand ist auf seinem Platze sitzen geblieben, niemand hat geschwiegen, und wie viele Deutsche im Stadion waren, konnte man nun hören, denn der Name Engelhard übertönte alles, was man  an anderen Namen und in anderen Sprachen nun geschrieen wurde. Bei diesem unbeschreiblichen Laufe konnte man etwas beobachten, was vielleicht Einbildung sein kann, was aber auch keine Einbildung zu sein braucht. Die deutschen Läufer hatten für mich etwas Ergreifendes, weil irgendetwas in ihrer Haltung, in ihrer Bewegung, in ihrem ganzen Gehaben eigentümlich, und zwar allen eigentümlich war. Die Engländer und Amerikaner liefen eleganter, anmutiger, jünglingshafter und großzügiger, die Deutschen hingegen hatten etwas, was mich in einer gewissen Weise immer wieder ergriff, etwas namenlos Bescheidenes und Zähes, etwas Dunkelzuversichtliches und Tüchtiges, etwas Einfaches und Geduldiges, anders kann man es nicht sagen, und vielleicht ist es so gesagt noch ungeschickt gesagt.“

Quelle: vermutlich Berliner Tagblatt; der Original-Beleg liegt nicht vor; Rechtschreibung angepasst.

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