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Ingrid Künzel: Vom Woog zu Deutschen Meisterschaften

Ingrid Künzel mit Mutter

Wie sind Sie zum organisierten Schwimmsport gekommen?
Entdeckt hat mich Eugen Richter vom DSW, dem Darmstädter Schwimm- und Wassersport-Club. Er hat mich beim Schwimmen im Woog gesehen und mich zu einem Training eingeladen. „Du bist ein Talent“, hat er gesagt. Ich habe dann meine Mutter gebeten mich beim DSW anzumelden.

Wie stand die Mutter zu diesem Wunsch?
Mutter war von dieser Idee nicht so sehr begeistert. Sie war der Meinung, das Wasser sei zu kalt. „Du kannst später keine Kinder kriegen, wenn du so viel in dem kalten Woog rumschwimmst“, war ein Spruch, den ich mir regelmäßig anhören musste. Tatsächlich war ich nach dem Schwimmen häufig blaugefroren, den Woog habe ich tatsächlich immer als eiskalt empfunden. Aber die Anmeldung für den DSW hat meine Mutter dann schließlich doch auf den Weg gebracht.

Kannten Sie jemanden beim DSW?
Meine Klassenkameradin Gila Schieferdecker war damals auch beim DSW und hatte mir schon mehrfach von den jährlichen Vereins-Fahrten nach Norderney vorgeschwärmt. Das wollte ich dann auch gerne einmal mitmachen. Als dann die nächste Norderney-Fahrt anstand, musste ich aber leider feststellen, dass diese Reise nicht für Leistungsschwimer und Mitglieder der Wettkampfmannschaften vorgesehen war. Zum Glück standen dann aber schon bald andere Reisen zu Wettkämpfen und Meisterschaften auf dem Programm.

Wer war Ihr Trainer beim DSW?
Zunächst Eugen Richter, später dann Walter Conrad.

Hans "Hennes" Köhler
Hans-Joachim "Little" Klein, Ingrid Künzel

Gab es Vorbilder?
Hans „Hennes“ Köhler schwamm ebenfalls für den DSW. Ich habe ihm immer gern beim Schwimmen zugesehen und war sehr von ihm begeistert. Für mich war er damals so etwas wie ein Vorbild. Ohne Hennes, meinen langjährigen sportlichen Weggefährten, wäre ich im Schwimmsport nie so weit gekommen. Er war wie ich 1956 bei den Olympischen Spielen in Melbourne Mitglied der gesamtdeutschen Mannschaft.

Ein Jungmädchen-Schwarm?
Ja, aber ich glaube, er hatte gar nicht mitbekommen, dass ich etwas für ihn übrig hatte. Später ist er unser Trauzeuge geworden.

Haben Sie noch Kontakt zu Hennes Köhler?
Ja, der Kontakt bestand auch später, als er als Professor der Physik und genialer Wissenschaftler an der TH Würzburg tätig war. Er lebt heute in einem modernen Alten- und Pflegeheim in Darmstadt in Woog-Nähe. Zusammen mit seinem besten Freund, Dr. Tinter, habe ich die gesetzliche Betreuung für Hennes übernommen.

Welches war Ihr erster Wettkampf?
Das war 1953 bei den Hessischen Jugendmeisterschaften in Alsfeld. In meiner Altersklasse bin ich Zweite geworden. Bei dieser Veranstaltung habe ich so richtig Feuer für den Schwimmsport gefangen.

Was gab es zu gewinnen in dieser Zeit?
Urkunden, Medaillen und Pokale. Nicht so beliebt waren Wanderpokale, da man sie meist nach einem Jahr wieder abgeben musste. Behalten durfte man einen Wanderpokal nur, wenn man bei der Veranstaltung dreimal hintereinander gewonnen hatte. Den einen oder anderen Wanderpokal habe ich später nach drei Siegen aber tatsächlich dauerhaft behalten dürfen.

Gab es Geldpreise?
Nein, wir waren ja Amateure und durften kein Geld annehmen. Einmal hatte mir ein Vereinsmitglied als Anerkennung und Unterstützung einen kleineren Geldbetrag zukommen lassen. Als der damalige DSW-Vorsitzende Dr. Leyerzapf davon erfuhr, hat er mich sofort dazu aufgefordert, diesen Betrag der Vereinskasse zur Verfügung zu stellen.

Welche Titel haben Sie gewonnen?
Bei Hessischen und Süddeutschen Meisterschaften war ich häufig sehr weit vorne platziert.  Die größten Erfolge durfte ich bei Deutschen Meisterschaften feiern. Insgesamt habe ich neun Einzeltitel gewonnen. Dazu wurde ich einmal Deutsche Meisterin mit der Staffel vom DSW.

Bei Ihrem ersten Deutschen Meistertitel sollen Sie zu leistungssteigernden Mitteln gegriffen haben.
(lacht) Ja, mein Doping-Mittel bestand aus einer schön großen Tasse Kaffee, die ich bei meinen ersten Deutschen Meisterschaften 1954 in Bad Kissingen vor dem Rennen zu mir genommen habe. Richtiger Kaffee war damals ja Mangelware und ich war nur den eher erhältlichen Ersatzkaffee gewohnt. Das Coffein des echten und ungewohnten Bohnenkaffees hat mir einen richtigen Schub gegeben, so dass ich wach und ziemlich aufgedreht ins Rennen gegangen bin. Und den Meistertitel gewonnen habe.

In den 1950er Jahren wurden die großen und wichtigen Ereignisse zu Nachrichten zusammengefasst, die im Vorprogramm in allen Kinos liefen. In den Formaten Welt im Bild und Ufa-Wochenschau wurden Sie anläßlich Ihrer Deutschen Meistertitel 1954 und 1957 allen Kinobesuchern vorgestellt. Haben Sie diese Nachrichten-Zusammenstellungen damals selbst gesehen?
Den Beitrag von der Veranstaltung in Bad Kissingen 1954 habe ich sehen können.

Um sich selbst sehen zu können, mussten Sie eine Eintrittskarte für eine Kino-Vorstellung kaufen?
Ja, sicher.

Wie haben Sie sich dabei gefühlt, als Sie sich auf der großen Kino-Leinwand sahen?
Das war schon etwas Besonderes.

(Die Nachrichten mit den Beiträgen von Ingrid Künzel auf der Internetseite des Bundesarchivs ansehen:)
Welt im Bild 113/1954
UFA-Wochenschau 55/1957

Deutsche Frauen-Staffel

Gab es neben den Meisterschaftsgewinnen weitere sportliche Höhepunkte?
Die Teilnahmen an Länderkämpfen und Europameisterschaften waren immer etwas Besonderes.
Mein erster Länderkampf war 1954 in der Stadt Varberg in Schweden. Das Schwimmbad lag in einer Vertiefung unmittelbar an der Festung und nur wenige Meter vom Meer entfernt. Es war furchtbar kalt. Im darauf folgenden Jahr kamen die Schweden zu uns in den Woog. Unter anderem war ich auch bei Länderkämpfen gegen Frankreich, England und die Niederlande dabei.
Bei den Europameisterschaften bin ich 1954 in Turin in der Staffel geschwommen und 1958 in Budapest als Einzelschwimmerin.
Der absolute Höhepunkt waren aber die Olympischen Spiele 1956 in Melbourne.

>>> Ingrid Künzel: Melbourne - Olympische Sommerspiele 1956

>>> Ingrid Künzel: Erfolge und Rekorde