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Schmuck, Emanuel

Emanuel Schmuck

Emanuel Schmuck - Landesturninspektor und Turnfunktionär

Geboren: 16. April 1855
Verstorben: 2. September 1926
Ruhestätte: Alter Friedhof Darmstadt, Grab I E 175

Emanuel Schmuck wurde am 16. April 1855 als Sohn eines Buchbindereibesitzers in Worms am Rhein geboren. Nach Abschluss der Realschule in Worms und dem Besuch des Lehrerseminars in Bensheim (1875 bis 1878) erhielt Schmuck seine erste Anstellung als Lehrer an der Realschule in Wimpfen am Neckar. In seiner Eigenschaft als Lehrer besuchte er weiterbildende Kurse, darunter auch einen Turnkurs in Darmstadt.

Turnen wurde seine große Leidenschaft. Bereits in Wimpfen hatte er einen Turnverein gegründet, auch als Mitbegründer des Gießener Männerturnvereins machte er sich einen Namen. Nach seiner Versetzung an die Realschule in Bingen 1887 wurde ihm die Leitung des gesamten Turnunterrichts zugewiesen. 1891 wurde er in die Leitung des Turnkreises Mittelrhein berufen.

Im Herbst 1898 wurde er zum Großherzoglich Hessischen Landesturninspektor mit Amtssitz in Darmstadt ernannt. Hier war er landesweit verantwortlich für die ordnungsgemäße Durchführung des Turnunterrichts an Schulen sowie für die turnerische Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer. In diesem Amt, das er über fünfundzwanzig Jahre bis zu seiner Ruhestandsversetzung 1923 bekleidete, setzte er sich intensiv für das Turnen im Schulunterricht ein.

Schmuck veröffentlichte seine Ideen und Vorstellungen zum Turnen, insbesondere zum Schulturnen, in verschiedenen Fachzeitschriften. 1890 erschien sein programmatischer Aufsatz „Welche Stellung gebührt dem Turnunterricht an höheren Schulen?“, 1912 sein mehrteiliges Werk „Der Turn-Unterricht für die männliche Jugend“. Der erste Teil dieser Reihe ist dem Marschieren und Laufen in unterschiedlicher Formation gewidmet. Ziel sei es, so der Autor, die „Erziehung und Gewöhnung zu innerer Zucht und äußerer Ordnung“ zu ermöglichen.

Ganz im Sinne von „Turnvater“ Jahn und der Deutschen Turnerzunft stellte Schmuck die Bedeutung von standardisierten Anweisungen heraus, die den militärischen Befehlen ähnelten. Immer wieder nahm Schmuck Bezug auf die Wichtigkeit der Leibesübungen an Schulen hinsichtlich der späteren militärischen Einsatzfähigkeit der Schüler.

In der Deutschen Turnerschaft bekleidete Schmuck nacheinander zentrale Ämter. 1919 wurde er Ehrenmitglied der Turnerschaft, darüber hinaus war er Ehrenmitglied des Hessischen Lehrerturnvereins, der unter seiner Mitwirkung gegründet worden war. Emanuel Schmuck starb am 2. September 1926 in Darmstadt. Sein Begräbnis kam einer großartigen Inszenierung gleich, die sogar gefilmt wurde. Zahlreiche Turnunterorganisationen waren mit rund 190 Fahnenträgern beteiligt.

Die Grabstätte von Emanuel Schmuck zählte zu den Darmstädter Ehrengräbern auf dem Alten Friedhof, allerdings wurde dem Grab Emanuel Schmucks die Ehrenwürde vor einigen Jahren aberkannt. Grund dafür war die zweifelhafte politische Gesinnung von Emanuel Schmuck.

Die Mitglieder des Fachbeirats Ehrengräber in Darmstadt haben dieses Thema intensiv und kontrovers diskutiert, wobei nur wenige Original-Dokumente für eine Bewertung der Person Emanuel Schmucks vorlagen. Die Ministerialakten, die umfangreiche Informationen über Schmuck enthalten hatten, waren in der Endphase des Zweiten Weltkriegs 1944 verbrannt.

Grundlage für die Aberkennung der Ehrenwürde war schließlich ein zufällig gefundenes Zitat, auf das der Stadtarchivar 2014 gestoßen war, als er eine Ausstellung zum Ersten Weltkrieg vorbereitete. Im Zuge der Mobilmachung 100 Jahre zuvor hatte Schmuck in einem „Aufruf der deutschen Turnerschaft“ folgende Zeilen veröffentlicht: „Uns Deutschen ist in diesen Tagen von der Weltgeschichte die große Aufgabe zugewiesen, die Kultur Europas gegen gewissenlose Romanen und asiatische Barbaren zu verteidigen.“

Die Mitglieder des Fachbeirats Ehrengräber entschieden sich nach Bewertung dieser Zeilen für eine Aberkennung der Ehrenwürde. Dessen ungeachtet bleibt die historisch bedeutsame Grabstätte als wichtiger, personalisierter Erinnerungsort erhalten.

Grabstätte
Grabstein, Inschrift
Grabstein

Wir danken dem Stadtarchivar Dr. Peter Engels für seine umfassenden Informationen, ohne die dieser Beitrag nicht möglich gewesen wäre.